Michael Deffner über die Archäologie Methanas

Im vergangenen Sommer hatten mir die Ärzte geraten, die SchwefelheilbäderHeilbäder Methanas von Methana zu gebrauchen. Am 18 Juli fuhr ich nach Wromolimni, wie dieser Badeort so bezeichnend im Volksmunde heißt.

Die Schrift von REISS und STÜBEL, und was ich sonst vorher über Methana gelesen, hatte in mir den Vorsatz wachgerufen, nach Abschluss der Badekur die letzte Woche meines einmonatlichen Urlaubs zu Wanderungen auf der Halbinsel zu benützen.

Daß Methana vom geologischen Gesichtspunkte aus viel des Interessanten bietet und auch genügend untersucht ist, ersah ich aus der einschlägigen Literatur. Haben sich doch Größen ersten Ranges auf dem Gebiet der Geologie, wie V.HOFF, v. BUCH, VIRLET, RUSEGGER, FOUQUÉ, ja sogar Alexander v. Humboldt und Goethe mit der vulkanischen Bildung von Methana beschäftigt und namentlich mit dem in historischer Zeit, 270 v.Chr (DEFFNER schreibt 111 v.Chr.) stattgehabten letzten Ausbruche, von welchem OVID, PAUSANIAS und STRABON berichten.

Dagegen sind unsere Kenntnisse von der Geschichte Methanas im Altertum und Mittelalter ungemein spärlich, und aus der neueren Zeit wissen wir nur, daß gegen Ausbruch des Mittelalters sich dort Albaner angesiedelt haben, die auch jetzt, nicht einmal 3000 Seelen stark, in einem Dutzend Weiler ein dürftiges Dasein fristen.

Archäologen haben meines Wissens das Innere der Halbinsel nicht besucht, und doch hätten gerade sie eine unerwartet hohe Ausbeute dort machen können; denn Dank dem Trachyt (Andesit/Dazit), der als einheimischer Stein zu Bauten, Denkmälern, Inschriften, Geräten, etc. verwendet wurde und nicht wie leider antike Reste aus Marmor, zu Kalk gebrannt werden konnte, haben sich noch aus der prähistorischen, ja sogar aus der Steinzeit, Altertümer auf Methana erhalten.

Und wenn ich in den wenigen Tagen, ohne nur einen Spatenstich zu tun so viel des Merkwürdigen gleichsam am Wege liegend fand, was dürfte erst zu hoffen sein, wenn systematische Ausgrabungen gemacht würden?

Es scheint mir das Beste, in möglichst chronologischer Reihenfolge die einzelnen Denkmäler und Gegenstände vorzuführen und kurze Erläuterungen dazu zu geben.

 Ich halte es für meine Pflicht, gleich hier zwei Männern zu danken, Herrn Joannis STAMATIOU, Bürgermeister von Methana, der mich auf allen Ausflügen begleitet und mir auch sonst vielfach wertvolle Auskunft erteilt hat, wie sie eben nur ein gebildeter Eingeborener erteilen kann, und Herrn Professor MICHAELIS VELOUDIOS, der sich uns auf dem Ausflug nach dem Chelona-Berge angeschlossen und mir sein fotografisches Talent zur Verfügung gestellt hat.

Der südliche Teil der Halbinsel, der mit der Peloponnes durch die schmale Landenge von Steno zusammenhängt, sowie die Nordwestecke derselben, welche in das Vorgebirge der Krasopanagia ausläuft, bestehen aus weißgrauem Kalkstein des Erdmittelalters.

Vor vielen Millionen Jahren bestand wohl die ganze Halbinsel nur aus erstgenannten südlichen Kalkgebirge, heute Mali Bardi, d.h. Weißer Berg genannt.

Stavrolongos-Kaldera

Als ich mich am 12. August mit meinen Begleitern durch die Talschlucht (Chiroma) in welcher das Dorf Vromolimni liegt, heraufgearbeitet hatte, gelangten wir nach einem Ritte von einer Viertelstunde zu einer Einsenkung zwischen zwei zerklüfteten Bergen, durch welche wir in ein Kesseltal eintraten, das rings von hohen zerklüfteten Trachytmassen umgeben ist. Es hat eine Ausdehnung von mehr als einen Kilometer in der Länge und ungefähr 600 m in der Breite und ist fast ganz mit Reben bepflanzt, an denen damals unter lebhaft grünen Blättern goldgelbe Trauben hervorschimmerten. In der Mitte dieses fruchtbaren Kessels erhebt sich ein Hügel aus verworren neben und aufeinander liegenden Trachytblöcken, bewachsen mit immergrünen Büschen und Schlingpflanzen aller Art behangen, ein riesiger Blumenkorb, von der Natur inmitten dieses Rebenteppichs gestellt. Ringsum ragen die zerklüfteten, verwitterten nackten Berge.

Da, wo heute dieser Rebenteppich sich ausdehnt, gähnte vor Jahrtausenden der Schlund eines mächtigen Kraters, den der Einsturz der ihm umgebenden Trachytmassen allmählich ausgefüllt hat, und aus den sich dann bei einem weiteren Ausbruch der kleine Trachytkegel in der Mitte erhob.

Einem griechischen Gelehrten, Herrn Prof. Konstantinos MITSOPOULOS gebührt das Verdienst, im Jahre 1887 in dem Stavrolongos einen Einsturzkrater mit kreisförmigem Hohlraum und mit dem Kegel eines späteren Kraters erkannt zu haben. Da er diese seine Entdeckungen nur in seinem Lehrbuch der Geologie behandelt hat, benütze ich gerne diese Gelegenheit, sie auch in weiteren Kreisen bekannt zu machen.

Dagegen hat der berühmte französische Gelehrte FOUQUÉ schon 1866 in einem anderen Krater von Methana, dem von Kameni ChoraVulkan Kameni Chora auf der Nordwestseite der Halbinsel, an der Grenze vom Kalkstein und Trachyt, das ERUPTIONSZENTRUM des bei OVID, PAUSANIAS und STRABON beschriebenen Ausbruchs, welcher 230 v.Chr. stattfand, erkannt. STRABON (VIII 374 f.) erzählt, bei Methana im hermionischen Meerbusen (falsch!: Golf von Epidaurus oder zumindest im Saronischen Golf!) sei durch einen Ausbruch das Feuer bis zu einer Höhe von sieben Stadien emporgetrieben worden; der Ort sei wegen der Hitze und der Schwefeldämpfe unzugänglich gewesen, das Feuer hätte bei Nacht in die Ferne geleuchtet, und die innere Gärung dort die Gegend umher so erhitzt, dass das Meer auf 5 Stadien weit kochte und auf 20 Stadien weit trüb war, und dass sich in demselben ein turmhoher Damm gebildet hatte.

PAUSANIAS der ebenfalls dieses Ausbruchs gedenkt, teilt uns mit, dass 30 Stadien von Methana entfernt zur Zeit des makedonischen Königs ANTIGONOS, Sohn des DEMETRIOS, heiße Quellen hervorgebrochen seien, nachdem vorher dort ein plötzlicher vulkanischer Ausbruch stattgefunden hatte, sowie, dass zu seiner Zeit dort warme Bäder vorhanden waren. Da ANTIGONOS im Jahre 276 v. Chr. Zur Regierung gelangte, so muss dieser Ausbruch zwischen diesem und seinem Todesjahre (240/239 v.Chr.) angesetzt werden. Durch ihn bildete sich der Trachytrücken nordöstlich dem Kalkgebirge der Krasopanagia.

Die Eruption erfolgte an einem 200 m über dem Meere liegenden Ort. Die gewaltigen eruptiven Massen, die dem Inneren der Erde entquollen, stauten sich nicht nur zu einem 412 m hohen Kegel, sondern dehnten sich auch stromartig gegen Nordwesten weit ins Meer hinaus. Dadurch erhielt das ganze nördliche Stück von Methana seine heutige Gestalt.

Der Krater besteht aus einem 60-80 m tiefen Kessel, in dem man noch die Beschaffenheit der kolossalen Eruptivmassen erkennen kann, während ringsum die erstarrte Masse als übereinander gehäufte Schollen und Blöcke erscheint.

Nachdem ich die Entstehung der heutigen Halbinsel Methana und deren landschaftlichen Charakter in kurzen Zügen geschildert habe, gehe ich zur Erläuterung meiner Funde über.

Eine vorgeschichtliche Öl- oder Weinpresse

Ungefähr 650 m über dem Meere und 100 m unterhalb der Spitze der Chelona liegen verschiedene Hochplateaus, die schon in uralten Zeiten menschliche Wohnungen getragen haben müssen. Denn, abgesehen von Werkzeugen aus Obsidian, welche die Bauern der umliegenden Weiler dort gefunden haben, und von den Tausenden kleiner Scherben von alten Gefäßen, mit denen noch heute die Äcker besät sind, habe ich dort auch bedeutende Reste eines der ältesten Heiligtümer gefunden, von dem später noch die Rede sein wird.

Eine dieser Hochebenen heißt Varkesa, das ist auf albanisch ein Platz, der eine Barke (Boot) hat. Eine Barke aber 2000 Fuß über dem Meere ist gar ein kurioses Ding, und namentlich, wenn man einem sagt, daß diese Barke von Stein ist. Ich verlangte darum, zu ihr hinaufgeführt zu werden, und fand einen riesigen Trachytblock, 2,17 m lang, 1,20 m breit, bei der größten Höhe von 1,22 m (Tafel XXV In diesen Block ist mit unzulänglichen(?) Werkzeugen eine Rinne eingehauen, die 1,95 m lang und am Ausfluss unten 0,20 m, oben 0,30 m breit ist. Nach der anderen Seite zu, wo sie ausgebaucht und geschlossen ist, hat sie unten eine Breite von 0,24 m und oben 0,36 m. Die größte Tiefe 0,30 m, ist an der breitesten Stelle, d.h. am Anfang, in der Mitte wird die Rinne seichter, 0,20 m, und gegen Ausfluss zu wieder tiefer, 0,26 m. Auf der Oberfläche des Steins ist rings um die Rinne eine seichte Vertiefung eingehauen, 0,66 m im Durchmesser und ungefähr 0,22 m tief. Gegen den Ausfluss zu ist eine weitere seichte Abglättung des Steines auf der einen Seite bemerkbar.

Es scheint demnach, dass die alten Bewohner Methanas diesen riesigen Trachytblock, so wie er bei einem der großen Erdbeben, welche die Halbinsel seit Jahrtausenden erschüttern, dorthin gefallen ist, mühsam bearbeitet und eine Ölpresse daraus gemacht haben, die ihnen gewiss auch als Weinpresse diente.

Denn, wie heutigen Tages, so scheint schon im grauesten Altertum der Olivenbaum auf Methana gediehen zu sein, dessen Trachytboden ihm, sowie dem Mandelbaum, dem Johannisbrotbaum und dem wilden Birnbaum besonders zusagt.

Die Körbe, in denen man die Oliven oder Trauben sammelte, wurden auf die abgeflachte Stelle des Steines nahe beim Ausfluss gestellt und dann in den tieferen breiteren Teil der Rinne entleert. Dort wurden sie mit den Füßen ausgetreten. Κρουπέζαι / KROUPESÄ hießen in altgriechischer Zeit die Holzschuhe, mit denen man die Oliven austrat, wie uns POLLUX VII 87 (? nach HESYCH) lehrt.

Die Kerne und das ausgetretene Fleisch blieben ursprünglich in dem tieferen Teil der Rinne zurück, und das Öl floss, nachdem es die Steigung der Rinne in der Mitten überwunden hatte, in ein Gefäß ab. Ein solch vollkommen erhaltenes und mit bewundernswerter Genauigkeit aus einem Block von grauem Trachyt herausgearbeitetes Gefäß zur Aufnahme des Öles oder des Mostes, von den Alten Polinion genannt, fand ich neben der Basis einer Ölpresse aus späterer(?) Zeit nahe der Kirche des Agios Panteleimon, 430 m über dem Meere und eine Stunde von Methana entfernt (Tafel XXV2 ?, D 0, 90 m, T 0,45 m u. D 0, 1 m).

COLUMELLA (Xil 52,6) spricht von einer bei den Alten gebräuchlichen Vorrichtung zum Austreten der Oliven, die er canalis et solea, Kanal und Sandale, nennt. BLÜMNER (Technologie 1 336) fügt hinzu: "Was das aber für eine Maschine war, ist nirgends angedeutet und aus der Benennung nichts zu entnehmen". Ich glaube, dass wir in diesem Trachytblock das älteste Muster von dieser Maschine vor uns haben. Jedenfalls sind zwischen dieser primitivsten Ölpresse und der Schraubenpresse, die etwa um das Jahr 50 n.Chr. in Griechenland erfunden wurde, viele Jahrtausende vergangen. Wir dürfen diesen Stein getrost eine der ältesten erhaltenen Ölpressen Griechenlands nennen. (Vgl. PATONMYRES JHS XVIII 1898, 209 und die letzte zusammenfassende Behandlung der Frage durch A.GUEBHARD; Bulletin Prehistor. De France 1910, 2 ff.).

Ein Trog nebst alten Mühlsteinen

Am oberen Ende der Talschlucht von Vromolimni liegt eine Mulde, von der aus man in einer starken Viertelstunde zum Krater des Stavrolongos gelangt. In dieser Mulde, albanisch Chiroma genannt, liegen einige Weinberge. In einem derselben zeigte uns der Besitzer VASILIS TRIANTAFYLLOU außer vielen Scherben einen Trog (Breite 0,27 m, Höhe 0,17 m, ursprüngliche Länge ca. 0,40 m) aus grauem Trachyt und verschiedene Stücke von Mühlsteinen. Er hatte sie alle beim Umgraben seines Weinberges gefunden (Tafel XXV 3 ?). Derartige Tröge sind in Troja in den prähistorischen Schichten gefunden worden und auch die Ausgrabungen welche Professor TSOUNTAS in den prähistorischen thessalischen Ansiedlungen von Dimini und Sesklo gemacht hat, hat Exemplare von ganz gleicher Form zu Tage gefördert. Sie dienten schon in der Steinzeit zum Zerstoßen und Zerreiben von Getreide und anderen Feldfrüchten, zum Kneten von Teig und möglicherweise auch von Ton zum Herstellen primitiver Gefäße. Für diese Tröge suchte man sich Steine aus von elliptischer Form, die man von oben aushöhlte.

Auch jetzt noch sind, wie ich bei späteren Wanderungen sah, in den Dörfern von Methana manche solche Steintröge, die beim Umackern gefunden wurden, im Gebrauch.

Dabei dient ein großer beliebiger Feldstein oder auch ein großer Bachkiesel zum Zerreiben von Salz oder Körnern.

Von Mühlsteinen waren, wie gesagt, verschiedene Stücke und ein vollständig erhaltener beim Umgraben des Weinbergs gefunden worden. Sie sind jedenfalls aus einheimischen Stein gehauen. Denn es gibt auf der Halbinsel verschiedene Plätze, so z.B. die Felsengruppe, welche das alte Methana überragt, wo man dafür geeigneten Stein brechen kann. Außerdem wurde im Altertum auch die trachytische Lava von Methana zu Mühlsteinen verarbeitet, wie ein Stück zeigt, an dem man die Spuren des Gebrauchs sieht. Auch die Lava vom Ätna wurde ja zu Mühlsteinen verwandt, nach STRABO VI 269.

Der vollkommen erhaltene Mühlstein hat einen Durchmesser von 0,365 m und das Zapfenloch einen solchen von 0,055 m. Es ist ein sogenannter Bodenstein. Mit ihm zusammen sind auch zwei Stücke eines oberen, sogenannten Läufers, gefunden worden. Die Fläche, mit welcher sie auf den Bodenstein auflagen, ist nicht bloß rau gemacht, sondern regelmäßig gerippt.

Die obere Seite des größeren Steins ist nach der Mitte zu, wo sie ein Loch hatte,

abgeschrägt, um das zu mahlende Getreide aufnehmen zu können. Ein weiterer Einschnitt ist für einen horizontalen hölzernen Griff, der zum Drehen des Steines diente, vorgesehen. Sonderbar ist aber, dass dieser obere Mühlstein nicht rund war, sondern viereckig und an den Ecken etwas abgerundet. Er wurde wahrscheinlich nicht gedreht, sondern hin und her geschoben. Der ganze Stein dürfte etwa 0,30-0,35m im Quadrat gehabt haben; denn das erhaltene größere Stück stellt ungefähr das Viertel desselben dar. Natürlich gehörten alle diese Stücke zu Handmühlen.

Ein (mykenisches?) Kuppelgrab auf der Chelona?

Die zerklüfteten und mit ungeheuren Blockmassen überdeckten Berge von Methana sind so wasserarm, dass nur durch Anlegung von Zisternen das für Menschen und Tiere notwendige Wasser gewonnen werden kann. Nur in der Nähe der Küste lassen sich Brunnen graben. Alle Zisternen, die man im Innern der Halbinsel findet - und ihre Anzahl ist nicht gering- stammen aus dem Altertum. Manche sind verschüttet. Einer solchen sogenannten verschütteten Zisterne begegneten wir auf dem letzten Plateau, bevor wir zum Trachytkegel der Chelona aufstiegen. Dieses Hochplateau war, wie auch die anderen Hochebenen rings um die Chelona herum, im Altertum stark bevölkert. Mauern alter Gebäude, eine Menge Flachziegel, Tausende von Scherben alter Gefäße fanden wir dort. Auch die Basis einer Ölpresse, mit bewundernswerter Genauigkeit aus einer großen, viereckigen Trachytplatte von 1,27 m Breite und 1,45 m Länge bei 0,27 m Dicke gearbeitet, leider nur zur Hälfte erhalten, sowie eine Basis für die hölzernen Pfosten dieser Ölpresse, liegen dort. Es wurden auch vor wenigen Jahren von Einwohnern des Dorfes Ano Mouska /Makrylongos viele große Ziegel mit griechischen Buchstaben oder Stempeln gefunden, über deren Schicksale ich leider nichts erfahren konnte.

Das Innere der Zisterne auf der Chelona ist voll von Erde, Geröll (511 und den Steinen des eingefallenen oberen Teils, so dass sie jetzt kaum 2 m tief ist. Von den anderen über das ganze Gebirge verstreut liegenden Zisternen unterscheidet sie sich dadurch, dass sie nicht wie diese zylindrisch, sondern jetzt wenigstens etwas oval ist und sich nach oben durch Überkragung der Steine verengt. Der nicht verschüttete Teil hat oben einen Durchmesser von 2,25 m und unten von 3,25 m.

Ist es nun wirklich eine Zisterne? Ich glaube es schon wegen ihrer Lage nicht, da sie auf einem Terrain liegt. Auch scheint sie nicht so gebaut, als hätte sich Wasser darin halten können. Mich will es darum dünken, dass wir hier ein Kuppelgrab vor uns haben, dessen oberer Teil durch Erdbeben eingestürzt ist.

Jedenfalls lohnt es sich, dass sie vom Schutte gereinigt werde.

Ein Götterthron aus vorhellenischer Zeit

Ungefähr eine Stunde von dem Badeorte entfernt liegt das intercolline Hochplateau Throni. Angesichts der Tatsache, dass alle Örtlichkeiten der Halbinsel mit nur sehr wenigen Ausnahmen albanische Namen haben, wird ein Name wie Throni der auf das altgriechische Thronos zurückgeht, gewiss auffallen, und man fragt sich, wie denn das Hochplateau zu diesem Namen gelangte. Ich erfuhr nun auch bald, dass irgendwo auf dem Throni ein großer Stein liegen soll, der wie ein Sessel aussehe. Wo er aber liege, konnte mir niemand sagen. Auch bei den ersten Ausflügen nach Throni, die ich wegen einer altdorischen Inschrift und eines althellenischen Gebäudes wegen machte, war es weder mir, noch meinen Begleitern gelungen, ihn aufzufinden. Erst bei der dritten Wanderung nach dem Throni hatte ein begleitender Bauer, den ich Abhänge rings um dasselbe absuchen ließ, das Glück, den Stein hart am Fuße des Berges zu entdecken.

(Tafel XXV 4 ?) zeigt diesen Sessel oder, wie ich ihn gleich mit dem rechten Namen nennen will, diesen Götterthron aus vorhellenischer Zeit. Er ist aus einem riesigen Block von grauen Trachyt gearbeitet. Vorder- und Rückseite haben eine Breite von je 0,86 m, die beiden Seiten sind unten, mit dem Fußsockel gemessen, 0,80 m, oben ohne diesen 0,60 m breit. Die Höhe des Trittes beträgt 0,14 m, seine Breite 0,19 m, die Höhe des Sitzes 0,45 m und dessen Tiefe 0,42 m, seine Breite 0,86 m. Die Rückenlehne hatte eine Dicke von ungefähr 0,19 m. Wie hoch sie war, ist nicht zu bestimmen , da sie abgebrochen ist und die Stücke nicht zu finden sind.

Wahrscheinlich stand dieser heidnische Götterthron auf der Höhe des Berges, an dessen Fuße er jetzt liegt. Eine Spur seines ursprünglichen Platzes war trotz allen Suchens nicht aufzufinden. Entweder ist er mit den Felsmassen, welche den Gipfel des Berges bildeten, abgestürzt, oder in Zeiten der Einführung des Christentums von den Anhängern der neuen Religion herruntergerollt worden. Welchem Gotte er geweiht war, darüber lässt sich keine Vermutung aussprechen, da er keinerlei bildliche Darstellung oder Inschrift trägt. Das Merkwürdigste an diesem uralten Denkmale vorhellenischen Götterkults ist, dass der Thron nicht eine einzige gerade Linie trägt, sondern lauter gleichmäßige flache Kurven trägt und dass alle Ecken leicht abgerundet und alle Winkel ausgewölbt sind. Dies scheint vielleicht mit Absicht geschehen, damit der Thron, von einem niedrigeren und entfernteren Standpunkte aus gesehen, gerade Linien darstellen sollte. Sonderbarer Weise zeigt aber auch die untere Seite, mit welch er auf dem Felsen auflag dieselben Flachkurven. Der Stein weist keine Spur davon auf, dass er je eine sitzende oder stehende Gestalt einer Gottheit trug, darin entspricht er den Thronen, die der leider viel zu früh verstorbene WOLFGANG REICHEL, in seinem vorhellenischen Götterkulten zuerst behandelt hat. Zunächst waren es Felsenthrone, die auf den Höhen der Berge aus dem lebenden Gesteine herausgearbeitet und als Sitze für die unsichtbaren Götter hergerichtet wurden. Der weitere Schritt war dann, dass auf dem Berg ein künstlicher Sitz aus Stein gestellt wurde, auf dem man die verehrte Gottheit unsichtbar thronend glaubte, oder dadurch, dass man ihr einen leeren Thron anwies, zur Gegenwart unter dem Volke veranlassen wollte. Der auf dem Throni von Methana liegende Block liefert einen untrüglichen Beweis für den bildlosen Kult seiner Bewohner in früherer Zeit und für den Thronkult in Griechenland.

Eine Burg mit kyklopischen Mauern.

Die Vromolimni, das heißt der Schwefelteich von Methana, in welchem das

Schwefelwasser aus den Bädern abfließt, hängt nach Süden mit dem Meer durch eine schmale Öffnung zusammen, welche nur Kähnen und kleinen Segelbarken die Einfahrt in den Teich gestattet. Die Einfahrt wird auf der Seite des Festlandes durch vorliegende Felsen und ein winziges Inselchen begrenzt, auf der Seite des Meeres aber durch eine kleine Insel aus dichtem, grauen Kalkstein, Nisaki genannt, die mit der Halbinsel Methana durch einen schmalen Gerölldamm verbunden ist. Dieses, fast runde Eiland, hat eine Ausdehnung von 16000 qm, seine größte Höhe beträgt fast 14m. Fast keinem der Badegäste scheint je aufgefallen zu sein, dass viele der von den Wellen bespülten Felsblöcke roh bearbeitet sind, und noch weniger, dass rings um die kleine Insel noch beachtliche Reste kyklopischer Mauern in drei bis vier Lagen bearbeiteter Blöcke aufrecht stehen und auch der Zugang zu dieser Burg vom Meere erhalten ist. Auch von griechischen und fremden Gelehrten, welche über die Geographie des alten Hellas geschrieben haben, erwähnen die meisten diese Burgreste gar nicht, nur wenige widmen ihnen ein paar karge Worte, und doch scheinen sie mir für die Geschichte der Argolis eine große Bedeutung zu haben, namentlich im Zusammenhange mit den anderen Ruinen des frühen Altertums, die sich auf Methana erhalten haben; denn auch auf der Landenge Steno, sowie auf Guri Bardi (zu deutsch: "Weißer Fels") am Ende des Hochplateaus von Throni und endlich auf Gouri Gliati ("langer Fels") gegenüber Oga auf der Ostseite der Halbinsel, finden sich bedeutende Reste kyklopischer Mauern.

Tafel XXVI 1,2 zeigt die Insel mit der Mauer, sowie die Rampe und den Eingang zur Burg von der kleinen Insel und auf ihrem obersten Teile sind Fundamente von Gebäuden zu erkennen. Wir haben hier wohl eine vorhellenische Burg vor uns, die aus der selben Zeit stammen wird, wie die von

Ein hellenistisches Kastell auf dem Throni

Wenn man von dem Badeorte Methana aus die nordwestlich davon gelegene Talschlucht hinaufgestiegen ist und in das intercolline Hochplateau von Throni eintritt, erblickt man zur Rechten eine kleine dem heiligen Georg gewidmete Kirche. Etwas oberhalb von dieser verdeckt stehen die Ruinen eines hellenistischen Forts, von welchem noch das Eingangstor und auf drei Seiten die Mauern bis zu einer Höhe von 1,5-2 m erhalten sind (Abb. 1.). Die Südostseite, an welcher sich das Tor befindet, ist 8,14 m lang, die Südwestseite genau 8 m, die Nordwestseite 8,22 m und die Nordostseite war fast ebenso lang. Letztere ist bis auf die Fundamente zerstört, die aus zwei Lagen polygonaler Blöcke bei einer Dicke von genau einem Meter bestehen.

1,25 m von der Ecke der Südostseite ist das Tor, welches ich durch einen aufrecht gestellten Quaderblock und darüber gesetzte kleine Steine aus rotem Trachyt ganz verschlossen fand. Ich ließ alles entfernen, um die Tür freizumachen und sie von innen untersuchen zu können. Denn anders konnte man ihr nicht zukommen, da das ganze Gebäude vollgefüllt ist von Feldsteinen, die man hineingeworfen hat, um die umliegenden Äcker davon zu reinigen. Darunter mögen auch Quadersteine liegen, die zum Gebäude gehören. Ein Trachytblock von 1,96 m Länge, 0,62 m Breite und 0,48 - 0,50 m Höhe bildet den Türsturz. Der Abstand zwischen ihm und der Schwelle beträgt außen 1,81 m und innen 1,90 m. Die Türpfosten werden durch je drei Quader gebildet, von denen die oberen 0,62 m, die mittleren 0,55 m und die unteren 0,64 m hoch sind. Die Türe wurde von innen durch zwei Querhölzer verriegelt, für welche in den mittleren Quadern beider Seiten zwei Löcher ausgehauen sind (H 0, 1 1 m, Br. 0,06 m - 0,07 m, rechts ganz durchgehend, links 0,07 m tief). In den oberen Block der rechten Seite ist eine Vertiefung von 3 cm Breite und 7 cm Höhe für einen kleinen Riegel aus Metall ausgehauen, für die Angeln ebenfalls runde Vertiefungen in der Ober- und Unterschwelle vorgesehen.

Ob das Gebäude in zwei oder mehrere Gemächer eingeteilt war, ließ sich bei meinem ersten Besuch nicht feststellen, da es wie gesagt, 2m hoch mit Steinen angefüllt war. Als ich aber einige Monate später wieder Ausflüge auf Methana machte und dabei dieses Gebäude aufsuchte, dessen vorderer Teil inzwischen der Bürgermeister auf meine Kosten von den Feldsteinen und dem Schutt hatte reinigen lassen, konstatierte ich, dass es in zwei Gemächer zerfiel, die durch eine Mauer von 0,49 m getrennt waren, und von denen das eine 3,38 m, das andere 2,18 m breit war. Bei dem Wegräumen der Steine von der Türöffnung haben sich viele Stücke zerbrochener Dachziegel gefunden. Ein eigentlicher Fußboden hat sich dabei nicht gezeigt. Ausgrabungen auf dem Hochplateau Throni würden sich gewiss lohnen. Es muss im Altertum stark besiedelt gewesen sein, wie abgesehen von dem dort liegenden Throne und dem soeben besprochenen Gebäude und abgesehen von dem Umstande, dass alle Felder von antiken Tonscherben übersät sind. Dies beweist auch mein folgender Fund:

Eine altdorische Grabinschrift

Auf dem Hochplateau Throni liegt im Acker des JOANNIS KOLIAS aus dem Weiler Koliani ein Quaderstein aus Trachyt, 0,78 m lang, 0,45 m breit und 0,45 m dick, der als Grenzstein dient. Er trägt eine Grabinschrift in altdorischen Dialekte (heute im Museum von Poros ausgestellt!). Die Richtung der Schrift ist die furchenförmige, der Charakter der Buchstaben höchst altertümlich. Leider ist die erste Zeile der Inschrift, welche früher dem Erdboden am nächsten gelegen zu sein scheint, beim Ackern durch die Pflugschar verdorben, und seit sie aufgestellt wurde, um als Grenzstein zu dienen, macht es den Bauernjungen Spaß, die Inschrift mit ihren Hacken weiter zu bearbeiten. Dreimal musste ich zum Throni hinaufsteigen, um einen Abdruck der Inschrift zu nehmen. Da in dem Badeorte

Methana kein halbwegs zum Abklatschen geeignetes Papier aufzutreiben war., entschloss ich mich schließlich, Blei und ein Blechgefäß hinaufschleppen zu lassen und einen Bleiabguss zu machen. Auf Grund dessen und neuerer Fotografien und Abklatsche des Originals hat dann A.V.PREMERSTEIN meine erste Lesung zu folgendem Text vervollständigt:

"EYMAPEI ME PATER ANAPOKLEOS ENTADE EAMAnoi fEEANs KATATHEKE OIA MNAMA HYEOS EMEN.

Für die epigrafische und philologische Behandlung dieses hochwichtigen Denkmals verweise ich auf von PREMERSTEINs Ausführungen, unten S. 356 ff.

 Von den vielen Altertümern, die ich noch auf meinen Streifzügen durch die Halbinsel Methana gesehen und gefunden habe, hebe ich nur hervor:

- Die Akropolis des alten Methanas auf der Westseite der Halbinsel, mit 2,65 m dicken Mauern (Paläokastro) beim Fischerhafen Vathy.

- Auf der Ostseite die prähistorische Felsenwohnung auf Guri Gliati.

- Und nahe dabei nach Südosten den kleinen Isis-Tempel, der auf dieser (welcher???) Akropolis zur Zeit der Ptolemäer erbaut wurde, welche Methana in Arsinoe umtauften und auf dessen Münzen den Kopf der Arsinoe prägten.

-Die hellenistische Burg von Oga.

- Südlich von Oga die Reste eines Aphroditeheiligtums (die Inschrift ΑΦΡΟΔΙΤΑΣ auf einem Trachytfelsen.

- Sowie andere dort (wo genau???) gemachte Funde, darunter auch eine vor Jahren ausgegrabene Schildkröte aus Silber, offenbar ein Weihegeschenk an Aphrodite, im Gewichte von 900g, die leider verkauft und eingeschmolzen wurde!

- Auf der Nordseite der Halbinsel die hellenistischen Mauern des Hügels Maghoula am Meere und nordöstlich von Kameni Chora.

- Die römischen Schwefelheilbäder im Osten, die schon PAUSANIAS erwähnte.

- Und endlich eine Anzahl von Steinen verschiedener Art und Bearbeitung, die zu alten Ölpressen (trapeta) gehörten.

Alles das sind Gegenstände, die einer Publikation wohl wert sind.

Athen 1912

Michael Deffner

  • Deffner 1871: M. Deffner, Neograeca (Diss. Leipzig).
  • Deffner 1873:  Λατινική μέθοδος κατά τό σύστημα του Ploez είς τρία τεμίδια (Αθήνα)
  • Deffner 1909: "Altertümer von Methana", AM 34 (1909), 341ff.
  • Deffner 1922: Ή χλωρίς της Τσακωνίας (Αθήνα)
  • Deffner 1923:  Λεξικόν τής Τσακωνικής διάλεκτου (Αθήνα)
  • Deffner 1924: Αρχαίοι Άμφορείς τής έν Δεκελεία έπαύλεως AE 1924,102-118.
  • Deffner 1926: Τοπωνύμια τής νήσου Σκύρου, Λαογραφία 9,564-597.
  • Deffner 1933: Ελληνικά παραμύθια (Αθήνα 1933).
  • Deffner 1998: Mitteilungen des Historischen Vereins für Donauwörth und Umgebung 1997 (Donauwörth) 3-114.